OKTOBER 2014


"Mach das Beste aus dir, etwas Besseres kannst du nicht tun!"
(Ralph Waldo Emerson)


01. - 31. 10. 2014

Zunächst ein paar Worte in eigener Sache: Der Artikel über mich in der Sächsischen Zeitung hat mir unerwartet viel  Post mit Grüßen und guten Wünschen beschert. Menschen von denen ich über Jahre nichts gehört hatte, haben sich meiner besonnen. Auch mir völlig unbekannte schickten mir nette Zeilen. Das alles hat mich wirklich überrascht und sehr gefreut. Ich danke allen und werde die Post auch persönlich beantworten, aber  habt Verständnis, ich brauche bisschen Zeit dafür.

Nun zum Tagebuch: 1. Oktober, mein Vater hätte seinen 101. Geburtstag und gleichzeitig meine Eltern ihren 65. Hochzeitstag. Ich habe viele schöne Erinnerungen an die Beiden. 
Für mich beginnt der Monat abermals mit der Einarbeitung einer neuen Pflegekraft. Sie ist Mitte 20 und wohnt in Zittau. Die vorgesehenen 3 Einarbeitungstage laufen zäh, sodass die Dienste mit ihr auch heute noch ziemlich anstrengend sind. Und last but not lest wird nächsten Monat noch ein neuer Pfleger bei mir beginnen. Damit habe ich seit März dieses Jahres 5 "Neulinge" bekommen, soviel Einarbeitungen gab's in einem Dreivierteljahr bei mir im Team noch nie. Kein Wunder das meine Geduld ihre Grenze erreicht hat. Zu bemerken wäre noch, dass der "Bewerberansturm" ebenfalls eine  Folge des  Presseartikels ist. Schon Wahnsinn!
Mein Geburtstagswochenende war turbulent und wunderschön. Zum 1. Mal hat mich Nele (3 Monate) mit ihrer family im Schlepptau besucht und sogar freudestrahlend neben mir auf meinem Kopfkissen gelegen. Das war mein schönstes Geburtstagsgeschenk... Luis und Moritz sind sehr selbstständig geworden und kümmern sich rührend um ihre Schwester. Kleine Anektote: Corina holt die Jungs aus der Kita ab und stellt die Babyschale dort auf dem Boden ab. Schon kommen die Kinder, um sie anzuschauen... Sofort saust Moritz heran und ruft richtig energisch "Weg, das ist meine Nele!" Geburtstagsbesuch hatte ich auch von Melanie und ihrer kleinen  Hanna, von Gundel und Peter, Friedericke und Kerstin (Corinas Mutter).


Rüdiger konnte nicht kommen, denn er stand kurz vor der Premiere von "Superhero". Der Einstieg in Mainz war sehr erfolgreich. Die Rhein-Main-Presse schreibt " ...Auffallend gut ist dabei Rüdiger Hauffe, der 4 Rollen inne hat. Er spielt den Vater und den Bruder des Protagonisten, dessen Freund und einen Tierarzt. Dabei wirkt er überzeugend und passt seine Physiognomie fortdauernd an." {#emotions_dlg.smile}
Die Odyssee mit Wolfgangs Auge hat einen überraschenden Ausgang gefunden. Dresden schickte einen richtig "zeitnahen" Termin: 26. November 2014. Daraufhin wurde nochmals mit Bautzen Verbindung aufgenommen und am 9.10. wurde mein Schatz auf Grauen Star operiert mit dem Ergebnis, dass er jetzt ohne Brille schon recht gut sehen kann. Es wird jedoch noch eine Weile dauern, bis das endgültige Sehvermögen erreicht ist, aber wir sind jetzt schon so glücklich über den Erfolg. Ein max. 2 OP's werden noch folgen, aber am Ende des Tunnels ist Licht! 
Kürzlich schrieb mir eine Auszubildende für Phsysiotherapie, dass sie auf meine Homepage gestoßen sei und ob ich sie als Probandin für ihre Arbeit "Physiotherapie für ALS" unterstützen wurde. Klar, mach ich doch gern! Nun hat sie verständlicher Weise tausend Fragen an mich u.a. wortwörtlich folgendes "Sie haben seit 11 Jahren 
ALS, können Sie mir sagen, warum Sie solange mit der Krankheit überleben?" Na klar, ich kann mich selbst nicht erschießen oder aufhängen{#emotions_dlg.wink}.
Ausgelöst durch die neue Pflegekraft, sehe ich mich veranlasst, mich über Pflegestandards zur Händehygiene (künstliche Fingernägel, Schmuck) zu belesen. Dabei wird mir selbst erst richtig klar, welche Mengen an Keimen da lauern - unter einem Fingernagel die Einwohner Deutschlands oder unter einem Ehering die ganz Europas {#emotions_dlg.tongue_out}. Wobei die Keime deshalb zur Gefahr werden, weil sie Finger, Hände usw als Transportmittel von Mensch zu Mensch nutzen. Ergo: ein kategorisches NEIN! Nun bin ich ja keine Spaßbremse und schlage deshalb vor, dass wir Melanies Armbänder mit einem "Armbandabschneidefest" entfernen. Gesagt, getan! Madlen, Melanie und ich stoßen mit trockenem Weißwein an und mit einem Tusch von youtube werden die Armbänder durchgeschnitten! Natürlich umgedreht: Erst schneiden, dann Trinken! ich nippe nur mal am Glas und glaube puren Essig zu trinken - igittigitt - . Das letzte Glas Wein habe ich vor 4 Jahren getrunken, bin völlig entwöhnt! Aber wir der Mädels hatten mächtig Spaß! Tags darauf äußert die neue als examinierte Krankenschwester, dass die Arbeit hier eine Nummer zu groß für sie ist und kündigt zum Monatsende. Einen Kommentar erspare ich mir an dieser Stelle lieber. 
Wolfgang verbringt schöne Tage in Mainz, wo er die Premiere von "Lilli/Heiner" miterleben kann. Sonntagabend trifft er wieder zu Hause ein und ich fahre Montagfrüh um 8 Uhr mit dem RTW des DRK Zittau für 2 Tage ins Fachkrankenhaus nach Coswig zur jährlichen Kontrolle wegen der Beatmung. Da Rüdiger nicht frei nehmen kann, begleitet mich dankenswerter Weise Madlen. Dadurch kann ich schon mal wesentlich entspannter die Sache angehen. Um es kurz zu machen, die Untersuchungen ergeben, dass alle Werte i.O. und bereits Dienstagmittag sind wir wieder in Eichgraben. Andreas mit Familie hat mich in Coswig besucht, worüber ich mich riesig gefreut habe. Fine derweil lief seit Sonntag nur noch auf 3 Beinen, denn das linke Vorderbein hielt sie gestreckt in die Luft. Also mußte Herrchen mit ihr zum Tierarzt, der eine Zerrung und Prellung diagnostizierte und mit Spritzen und Medikamenten Abhilfe schaffen konnte, aber mit dem Hinweis: Eine Woche Schonung und kein Ballspiel! Bloß gut, dass die Zeit inzwischen um ist. Da sie ja keine Schmerzen mehr hatte, zweifelte sie schon sehr an unseren "Verboten".