FEBRUAR 2011

Motto für Februar

Wer rückwärts sieht, gibt sich verloren.
Wer lebt und leben will, muss vorwärts sehn.

(Ricarda Huch)


Woche vom 21. - 27.02.2011 + 28.02.2011

Der Winter hat uns voll im Griff. Zweistellige Minustemparaturen über Nacht und am Tag um den Gefrierpunkt. Oftmals scheint die Sonne, aber der Wind...
Ich bekomme am Montagnachmittag Besuch von Kurt L., worüber ich mich sehr freue. Bei Eierlikörtorte, die Kurt mitgebracht hat und die ganz prima schmeckt, gibt es viel zu erzählen. Mich interessiert vor allem, wie es Kerstin geht, die ja schon einige Wochen im Krankenstand ist. Leider ist noch keine grundlegende Besserung eingetreten. Wir wünschen ihr von ganzen Herzen beste Genesung!!!
Wolfgang berichtet mir täglich am Telefon über seine Erlebnisse in Hamburg. Am Sonntagabend besuchte er im Kampnagel die Inzennierung "Die Banditen" von J. Offenbach, wo Rüdiger mitspielt. Ich habe den beiden Karten für das Musical "Sister Act" besorgt, welches sie am Dienstag besuchten. Rüdigers Einschätzung:
"Es war wirklich sehr schön. Für mich immer wieder beeindruckend wie es das Musical schafft, solche Massen zu bewegen. Aber anscheinend ist das Gesamtkonzept, das was zieht. Schauspielerisch kann es jedenfalls nicht sein! ;-) Obwohl die Hauptdarstellerin sehr gut gespielt hat, nur nicht richtig sprechen konnte. Ihre Stimme ist immer 2 Oktaven höher gerutscht wenn sie was gesagt hat, als wenn sie gesungen hat."
Auch in Hamburg ist es bitterkalt, aber täglich strahlender Sonnenschein. Mittwoch um 17.00 Uhr steht mein Schatz wieder in der Tür, ganz pünktlich und planmäßig. Ich bin froh, dass er wieder gut gelandet ist. Obwohl ich gut versorgt wurde und die 5 Tage auch hier schnell vergangen sind, hat mir Wolfgang und auch Biene schon gefehlt. Biene ist seit Donnerstag wieder bei uns. Sie war sehr lieb bei ihren Pflegeeltern.
Nun gilt es für uns, die nächsten Reisevorbereitungen zu treffen, denn wir fahren am Samstag nach Dresden. Dort wollen wir bis nächsten Mittwoch uns unters Volk mischen. Cindy bereitet alles, was wir mitnehmen müssen, gut vor. Das Gepäck ist bei unseren Ausflügen immer reichlich... Dieses Mal begleitet uns Tom auf unserem Trip. Gegen 13.30 Uhr starten wir mit voll gepacktem Auto. Ohne besondere Vorkommnisse erreichen wir unser Ziel, das IBIS-Hotel "Lilienstein" auf der Prager Straße. Mit vespern im Hotelzimmer (Kaffee von Mac Donalds), der übrigs gut schmeckt, und einem leckerem Abendbrot im Hotel ist der Tag ausgefüllt.
Besonders freuen wir uns auf das gemeinsame Frühstück am Sonntag. Dazu werden Corina, Andreas, Luis und Moritz ins Hotel kommen. Auch Rüdiger ist aus dem Norden unterwegs, um mit zu frühstücken. Aber ich kämpfe am Morgen mit meiner Luft, das gleiche Dilemma wie ich es hatte als ich von Coswig kam. Das Beatmungsgerät zeigt gängige Parameter an, aber ich bekomme nur ganz wenig Luft. Mir ist wieder Himmelangst, Tom ist drauf und dran, den Notarzt zu rufen. Cindy geht nicht ans Handy, sodass Tom von ihr keine Hinweise erhalten kann. Inzwischen ist Andreas & Co. eingetroffen und Luis hat Hunger, doch die Oma ringt um Luft. Schließlich schafft es Tom mit mehrmaligem Einsatz des Hustenassistenten, Wechseln der Innenkanüle und Absaugen, absaugen, absaugen... mich wieder in "normale Form" zu bringen. Uns fällt allen ein Stein vom Herzen. Für mich ist der Sonntag hinsichtlich der Esserei gelaufen  - erst zum Abend nehme ich paar Bisse zu mir. Ungeachtet dessen fühle ich mich in der Familienrunde sehr wohl. Rüdiger traf gerade ein als ich wieder hergestellt war.
Inzwischen bin ich mir sicher, den Grund für diese Atemnot zu wissen. Durch die längere Autofahrerei wird das Sekret bis in der letzten Ecke gelockert und will raus aus dem Körper. Da ich aber bei Reisen ohne aktive Befeuchtung beatmet werde, wird das Sekret wieder zäh und setzt sich in den Atemwegen fest. Abhilfe, das so was nicht passiert, schafft Inhallieren und Einsatz des Hustenassistenten. Sowohl in Coswig als auch hier in Dresden haben wir das unmittelbar nach der Fahrt nicht getan. Aber das nächste Mal sind wir schlauer!!!
Am Montag bummeln wir bisschen durch die Geschäfte. Für unseren noch mittellosen Studenten springen paar Jeans dabei raus. Wir staunen jedes Mal, wenn wir die Sachsenmetropole wieder besuchen, was sich verändert hat und was alles neu entstanden ist - wunderschön! Sicherlich wünschen sich die Dresdner noch schnellere Fortschritte, aber für uns als Besucher ist die Stadtentwicklung gigantisch.


Woche vom 14. - 20.02.2011

Ich frage mich gerade mal, ob ich alt und spießig werde oder ob ganz einfach meine Toleranz überschritten ist. Mir kommt es vor, dass "Jeder macht, was er will, keiner macht was er soll und alle machen mit!" (Man beachte die Gänsefüßchen! Nicht, dass ich noch wegen eines Plagiats gerügt werde...)  Es betrifft nicht meine Pflegekräfte, aber  auf Therapeuten und Helferlein ist momentan kein richtiger Verlass und das nervt mich... Vereinbarte Termine und Uhrzeiten werden ignoriert, nach dem Motto: Sie also ich ist ja meist zu Hause. Dass mein Tagesablauf täglich durchgeplant ist, um ohne Stress und Hektik (denn das bekommt mir gar nicht!) alles zu meistern, das wird oft nicht beachtet. Meine Pflegekräfte müssen dann oftmals sich sputen, damit der Verzug wieder aufgeholt wird und das kann eigentlich nicht sein!!! Als ich Andreas davon erzählte, war sein Kommentar "Da bin ich wohl auch alt, denn das kann ich ebenfalls nicht leiden" - Ja, ja  Mutter und Sohn manchmal aus einem Guss...
Am Montag kommt meine Friseuse und macht meinen Kopf wieder fesch. Ich bin darauf bedacht, dass meine Haare kurz gehalten werden, weil das beim überwiegenden liegen im Bett am besten ist. Cindy hat meinen Haaren noch frische Farbe gegeben, sodass mein Kopfschmuck wieder ansehnlich ist. Der Hausarzt sucht mich am Dienstag auf. Es gibt keine Besonderheiten. Er wertet mit mir die Untersuchungsergebnisse von Coswig aus, welche unverändert sind und damit sehr zufriedenstellend. Wolfgang bereitet sich auf seine Fahrt zu Rüdiger vor, die er am Sonnabend mit dem Zug antritt. Biene wird , solange Wolfgang nicht da ist, bei ihren Pflegeeltern Ingrid und Günter P. wohnen. Ich werde mir die Zeit mit Yvette vertreiben, die tagsüber für mich sorgt. Nachts habe ich mir nacheinander junge Männer bestellt, Sebastian, Tom und Markus, die über mich wachen. Die DB AG zeigt sich von ihrer besten Seite und bringt Wolfgang pünktlich nach Hamburg, ab Zittau 9.20 Uhr mit Umstieg in Dresden, an Hamburg 15.27 Uhr. Ist zeitlich mit dem Auto nicht zu überbieten.


Woche vom 07. - 13.02.2011

Tom darf zum Montag seinen ersten Tagdienst bei mir absolvieren. Da er erfahrener Krankenpfleger ist und als Springer schon bei verschiedenen Patienten war, klappt bei mir die Pflege auf Anhieb. Dass gerade an diesem Tag mein Kopf wieder ein Eigenleben entwickelt und beliebig nach rechts und links kippt, bloß nicht gerade bleibt, ist es für Tom sehr schwer, dagegen zu wirken. Doch er behält die erforderliche Ruhe und meistert das Ganze. Abends meldet sich schnell mal Rüdiger. Er hat gegenwärtig ziemlichen Probenstress, täglich 12 h Probe für "Die Banditen"  http://www.hfmt-hamburg.de/veranstaltungen/veranstaltungskalender/detail/?tx_hfmtevents_pi1[showUid]=2564&tx_hfmtevents_pi1[date]=19.02.11&cHash=e7fd135ea4955d4dffb26657717be2df  
Dienstag nutzen Markus und ich das trockene Wetter, einen Spaziergang zu unternehmen, begleitet werden wir von Anja und Biene. Der Wind ist recht böig und weht mir, egal welche Richtung wir einschlagen, immer ins Gesicht - geht eigentlich gar nicht... Wolfgang lässt sich zu dieser Zeit beim Friseur verschönern. Bei einem Telefonat mit Andreas erfahren wir, dass gerade mal beide Zwerge kränkeln mit Husten, Schnupfen und Fieber. Gute Besserung euch Beiden!
Mittwochnachmittag ist Kaffeeklatsch angesagt. Susanne und Gudrun vom Chor sind gekommen und wir verbringen eine schöne Zeit. Susannes selbst gebackener Kuchen mundet allen sehr gut.
Als wir am Donnerstag am Frühstückstisch sitzen, sehen wir 6 Rehe auf der gegenüber liegenden Wiese entlang rennen. Sie vermittelten den Eindruck als seien sie städteinwärts zur Kaufhalle unterwegs, denn eine halbe Stunde später kamen sie retour. Rüdigers Agentur gibt auf ihrer Internetseite an, dass er heute um 19.25 Uhr in der ZDF-Serie Notruf Hafenkante zu sehen ist. Ich teile es natürlich einigen Freunden und Bekannten mit, die ihn vergeblich in der heutigen Folge suchen. Tatsächlich spielt er in der Folge am 24.02. mit. Die Agentur hat sich wohl im Termin geirrt. Kann ja mal passieren...
Wolfgang und ich haben mein Pflegeteam (Cindy, Yvette, Sebastian, Markus und Tom) für Freitag zum späteren Nachmittag zum Treff mit kulinarischer Einlage bestellt. Da Tom "neu" im Team ist, war u.a. das gegenseitige Kennenlernen untereinander ein Grund für unsere Idee. Außerdem sollte in gemütlicher Runde der Erfahrungsaustausch als die billigste Investition nicht zu kurz kommen.Wolfgang hatte extra aus diesem Anlass einen großen Topf Käsesuppe gekocht. Leider ging unsere Rechnung nicht auf und ich war ziemlich "angefressen"... Aus den verschiedensten Gründen entwickelte sich das Ganze zu einem ständigen Kommen und Gehen, sodass kaum ein gemeinsamer Gedankenaustausch möglich war. Na ja, zum Schluss saß ich in reiner Männerrunde unter Wolfgang, Sebastian, Markus und Tom und wir hatten allerhand Spaß. Für Wolfgang war es seit langer Zeit endlich wieder mal keine "Weiberüberzahl"!
Mit Yvette, Wolfgang und Biene werde ich am Sonnabend bei strahlenden Sonnenschein und keinerlei Wind durch Eichgrabener Feld und Flur geschoben. Macht richtig Laune!
Zum Sonntagsfrühstück ist per Telefon auch Andreas und Luis mit von der Partie. Luis ist intensiv an Papas Computer beschäftigt und will grad mal nicht mit uns reden. Andreas berichtet uns, dass der kleine Kerl schon selbstständig am PC hantiert und genau weiß, welche Felder er mit der Maus anklicken muss.


Woche ab 01. - 06.02.2011

Ein schöner Tag ist dieser 1. Februar für Wolfgang und mich und ein beruhigendes Gefühl. Unser treues rollstuhlgerecht umgerüstetes Gefährt, der Peugeot-Partner gehört jetzt uns, denn er ist  nun abgezahlt. Gleichzeitig war Wolfgang mit dem Auto beim TÜV, wo die Untersuchung keine Mängel hervorbrachte.
Als Markus zum Dienst antritt, staunt er nicht schlecht als plötzlich auch Cindy auftaucht. Sie ist gekommen, um Markus mal über die Schulter zu schauen und gegebenenfalls noch paar Hinweise zu geben. Aber Markus ist in den 2 Monaten seit er in der Firma und bei mir ist ein richtiger "Beatmungsprofi" geworden, sodass er kaum etwas verändern bzw. verbessern muss. Sowohl für ihn als auch für mich war dieser "Erfahrungsaustausch" sehr nützlich und nachahmenswert. Danke Cindy für deine Einsatzbereitschaft!
Da eins meiner Beatmungsgeräte "unrund" läuft, bringt uns zum Donnerstag Frau Herzog von Cordamed ein Austauschgerät.  Sehr lobenswert, dass die Firma stets schnell reagiert.
Unser Team erhält ab diesem Monat Verstärkung durch Tom. Er war bereits im vorigen Jahr bei mir mal Nachtdienst absichern. Künftig ist er auch im Tagdienst bei mir eingesetzt und dazu arbeitet Cindy ihn am Wochenende ein. Tom ist mit Anfang 20 der Jüngste im Team und kommt aus Schönbach. Übrigens liegt der Altersdurchschnitt im Team bei 27,2 Jahren. Ich finde das phantastisch, weil ich gern mit jungen Leuten zusammen "arbeite", denn alt werde ich von alleine.  
Unser Sonntagnachmittag war sehr gemütlich. Gemeinsam mit Frau Geißler, die uns besuchte, unterhielten wir uns nett und schleckerten ihren selbstgebackenen Zupfkuchen mit Kirschen. Unsere Flecki machte es sich auf ihrem Schoß bequem und verbrachte da den ganzen Nachmittag.