DEZEMBER 2011
"Das Lächeln, das du aussendest, kehrt zu dir zurück"
(Indisches Sprichwort)
26. - 31. 12. 2011
Rüdiger verlässt uns am 2. Feiertag, um noch kurz bei seiner Freundin, deren Familie bei Berlin wohnt, zu bleiben. Am Donnerstag steht er dann schon wieder in Oldenburg auf der Bühne. Wolfgang und ich genießen einen ganz ruhigen Tag. Mir tut das sehr gut, mal zu relaxen. Bei Dauerpower streikt eben mein Körper, lässt die Stimme versagen, nimmt dem Kopf den letzten Halt und lässt sich so allerhand Bösartigkeiten einfallen... Inzwischen kann ich Detektiv spielen, denn ich habe von den Dresdnern eine Real-time IP Camera ("Überwachungskamera") geschenkt bekommen. Nun werde ich aber mit Argusaugen beobachten, was so in unserem Haus geschieht!?! Mit den vier Hauffes verbringen wir zum Donnerstag bei Speis und Trank einen schönen Abend in der Moccabar. Zum äußerst gesunden Appetit unserer Enkel kann ich mich nur wiederholen: Luis hat fast ein ganzes Schnitzel verdrückt und Moritz spachtelte fast zwei Ragout fin in sich hinein. Da könnte ich mich stundenlang dran erfreuen. Morgen werden die Vier zurück nach Hause fahren. Die gemeinsamen Stunden vergehen leider immer viel zu schnell.
Silvester bedeutet für mich, die Zeit bis Mitternacht tot zu schlagen. Kein nützlicher Begleiter ist der Fernseher bzw. die vielen sinnlosen Programme. Pflicht ist "Dinner for one" anzuschauen, wo ich jedes Mal wieder lachen kann. Endlich ist es auch 24.00 Uhr und wir (eiern) stoßen mit Eierlikör an (ins Neue Jahr).
19. - 25. 12. 2011
Hoppla - eine Aktivwoche liegt vor mir bzw. uns! Zunächst trifft Montagnachmittag Rüdiger von Oldenburg ein und da er so selten kommt, geht's zum Abendessen ins Dornspachhaus. Nur gut, dass Wolfgang Plätze bestellt hatte, denn es ist rappelvoll. Als Sebastian um 22.00 Uhr zum Nachtdienst eintrifft, sitzen wir mit Cindy noch in der Stube und amüsieren uns über alles Mögliche. Auch am Dienstag bin ich um diese Zeit noch im Rollstuhl, denn um 18.30 Uhr hatten wir im Familienpack Termin bei unserer Zahnärztin. Mich hat sie vom vielen Zahnstein befreit, sodass ich jetzt wieder meine Zähne im einzelnen spüre - sehr angenehm! Als Belohnung nach den dentistischen "Misshandlungen" genehmigen wir uns einen lukullischen Aufenthalt in der Moccabar. Mittwoch zeigt sich das Wetter grau, nass und unfreundlich. Aber wir lassen uns nicht davon abhalten und besuchen die Grabstelle meiner Eltern. Um dem Einkaufstrubel zu entgehen fahren wir anschließend zum Edeka-Großmarkt. Eine sehr gute Entscheidung, wir können ohne Stress und Gerammel entspannt einkaufen. Eine Kassiererin meinte zu uns: "Sie waren doch vor einem Jahr auch bei uns!" He, he, sind wir so (negativ) aufgefallen. Auch der Donnerstag hat's für mich ins sich. Kerstin und Astrid setzen mich an die Bettkante und dehnen und strecken meinen Körper, was mir richtig gut tut. Zwischendurch schlägt der Hausarzt auf und kann bei mir keine Veränderungen feststellen (Blutdruck: 120 : 75). Wolfgang fährt in dieser Zeit Sohnemann zum Bahnhof, denn morgen hat Rüdiger noch eine Vorstellung in Oldenburg. Ein mustermäßiger Weihnachtsbaum erstrahlt in unserem Wohnzimmer. Meine beiden Männer haben diesen gestern gekauft und Rüdiger hat ihn abends noch geschmückt. Einen Esstest habe ich gestern auch prima bestanden. Zum Abendbrot kochte Rüdiger Spagetti, Tomatensoße und Jägerschnitzel - mein Lieblingsgericht! Die panierte Jagdwurst hat sich gar nicht erst getraut , in meinem Schlund stecken zu bleiben und Ärger zu machen... wunderbar! "Durchgeschwitzt" vom Training am Bettrand freue ich mich, am späten Nachmittag geduscht zu werden. Auch Wolfgang musste heute Kräfte lassen, denn er war beim Internisten u.a. zum Belastungs-EKG.
In Vorbereitung auf Heiligabend dirigiere ich in der Küche meine fleißigen Helfer. Das Ergebnis schmeckt und kann sich sehen lassen: Unsere traditionelle Festtagssuppe mit Eierstich und Potageklößchen. Am 24. reist mein Weihnachtsmann mit dem Zug nach Dresden, um die Enkel zu bescheren. Er trifft sich dort mit Rüdiger, der auch per Bahn AG von Oldenburg in Dresden angekommen ist. Nach einem gelungenen Auftritt bei Hauffe jun. kehren die Beiden 18.38 Uhr wieder in Zittau ein. Nachdem wir dann gemeinsam Abendbrot gegessen haben, machen wir es uns vor dem Weihnachtsbaum gemütlich, natürlich mit kleiner Bescherung und paar Überraschungen. Der 1. Feiertag steht bei uns ganz im Zeichen der Familie. Zum festlichen Kaninchenessen sitzen wir zu acht am Tisch (Andreas mit Corina, Luis und Moritz, Rüdiger, Wolfgang, Cindy und ich). Das ist für Wolfgang und mich das Schönste zum Weihnachtsfest, wenn die gesamte Familie mal da ist.
12. - 18. 12. 2011
Ein schöner Wochenbeginn! Meine Arbeitskolleginnen Birgit und Petra besuchen mich und wir Weiber schnattern fleißig. Naja, ein bisschen neugierig bin ich schon immer noch und möchte wissen, wie's im Landratsamt so läuft. Teilweise muss ich feststellen, dass seit meinem Ausscheiden vor 3 Jahren (es war kurz nach der Kreisreform) sich nicht viel geändert hat...
13.12. - Weihnachten für mich! Ich bekomme meinen körperangepassten Rollstuhl. Am Nachmittag wird dieser vorort montiert und kurz darauf sitze ich unter den Argusaugen von Astrid und dem Vertreter von MK Medizintechnik Leipzig darin und kann feststellen, dass alles passt. Ein bisschen komme ich mir vor wie die "Königin der ALS" - die Sitzschale bequem mit weinrotem Bezugsstoff, die Armlehnen weich, in Halbenschalenform und horizontal schwenkbar sowie Fußstützen, die meinen Füßen einen festen Stand sichern. Außerdem wurde der Rollstuhl mit einer Ablage versehen, wo das Absauggerät und weitere Utensilien verstaut werden können. Damit entfällt die Schlepperei eines Rucksacks bei meinen Pflegern. Mein Gesamteindruck Am nächsten Tag habe ich die Möglichkeit den feschen Rolls royce zu testen. 2 Stunden am Vormittag und am Nachmittag noch etwas länger. Ich sitze sehr bequem, mein Steiß drückt nicht und der Kopf hält gut seine Balance, macht richtig Laune! Gemeinsam mit Susanne und Anita vom Chor sitze ich majestätisch in der Stube und genieße den leckeren selbstgebackenen Kuchen von Susanne. Anita verwöhnt Hund und Katze mit reichlich Leckerlis. Währenddessen hat Wolfgang seinen "Dienst" als Weihnachtsmann angetreten, denn heute öffnet der Zittauer Weihnachtsmarkt. Leider schickt Petrus Regen statt Schnee. Am Freitag sorgt Sturmtief "Joachim" dafür, dass der Weihnachtsmann sehr zeitig wieder zu Hause eintrifft. Dafür wird er am Wochenende umlagert. Auch Cindy und ich statten dem Weihnachtsmarkt einen Besuch ab. Dankenswerter Weise nimmt sich Astrid Zeit, um uns von Eichgraben in die Innenstadt zu kutschieren. Die Fortbewegung auf dem Markt mit seinem historischen Pflaster ist ein besonderes Erlebnis. Ich werde durchgeschüttelt von Kopf bis Fuß, aber der neue Rollstuhl hält mich 100% fest. Cindy muss meine Sitzposition nicht ein einziges Mal korrigieren - klasse!
05. - 11. 12. 2011
Weihnachtliches Beisammensein ist Montagabend beim Chor angesagt. Daran können auch die Ehrenmitglieder teilnehmen, sodass wir gemeinsam mit Markus dort aufschlagen. Nicht gerade schön, aber ich find's "lustig", nun habe ich eine Rollstuhlpartnerin mit in der Runde. Eine Sopranistin erlitt in diesem Jahr einen Schlaganfall und ist auch nur noch mit unserem Spezial-Rollsroyce mobil. Es ist schon schlimm, wie sich in wenigen Minuten, das Leben eines "gesunden" Menschen komplett verändert. Renate ich wünsche dir viel Kraft und Erfolg bei den weiteren Therapiemaßnahmen! Der Abend selbst ist für mich etwas eintönig, da eine Unterhaltung kaum möglich ist. Es ist sehr laut, sodass ich nicht verstanden werde und ich meinen Gesprächspartner nicht verstehe, eine wirklich beeindruckende Unterhaltung!!! Außerdem merke ich, dass mein Körper nach den Ausflügen der letzten Tage sich wieder mal erholen muss. Leider werde ich auch gleich dafür bestraft, denn mein Steiß ist wieder aufgegangen - Mist!!! Aber was soll's? Es waren wunderbare Erlebnisse.
Also mein Mann... sorgt für Aufregung! Er kommt am Mittwoch aus der Stadt nach Hause und meint, sein Ellenbogen sei irgendwie geschwollen. Als er den Hemdsärmel hochzieht, ist da eine einzige große Beule zu sehen. Cindy schickt Wolfgang sofort in die Notaufnahme. Der hinzugezogene Chirurg zögert nicht lange und schneidet das Ganze auf, damit die angestaute Flüssigkeit ablaufen kann. Ursache ist eine Schleimbeutelentzündung. Zum Glück plagen ihn nur wenig Schmerzen. Am Tag darauf erhält Wolfgang die Auswertung beim Diabetologen, die ihn nicht freudig stimmt, denn er wird auf Insulin umgestellt. Ansonsten folgen im neuen Jahr noch weitere Untersuchungen bezüglich seiner Blutarmut. Also bloß gut, dass ich kerngesund bin. Ich meine das ernst, denn ich bin nicht krank sondern nur anders!!!
Einmal in der Woche "ärgern" mich Astrid und Kerstin (Ergo und Physio) zugleich. Das ist sehr effektiv, aber auch ganz schön anstrengend, tut mir jedoch richtig gut. Ilona und Bernd St. verschönen uns den Freitagnachmittag. Sie haben selbstgebackenen Stollenkuchen im Gepäck, welcher sehr gut schmeckt - lieben Dank! Wir haben immer viel zu erzählen und die Zeit reicht kaum aus
Als ich mir am Sonnabend wie jeden Tag nach dem Frühstück, das ist so gegen 11.00 Uhr, vor der Haustür frische Luft um die Nase wehen lasse, kommt eine Bekannte daher, die mich schon Jahre nicht gesehen hat. Statt Begrüßung bemerkte sie "Du siehst aber noch gut aus!" Hier gilt für mich dann " Wenn's zum Heulen nicht reicht, dann lache!"
01. - 04. 12. 2011
Die ersten Tage des Monats gestalten wir uns nach dem Motto "Keine Feier ohne Meier" oder "Kein Gesaufe (!?!) ohne Hauffe". Am 1. geht's los - Gemeinsam mit Cindy besuchen wir ein Gastspiel der Herkuleskeule im Weißbachtal Hartau. Es ist ein schöner Abend, wobei der Gaststättensaal das Ambiente des Hauses der Herkuleskeule in Dresden in keinster Weise erbringen kann. Eigentlich sehr schade, weil striktere Organisation (u.a. kein Bedienen während des Programms und geschlossene Türen, um den ewigen Konfirmandenblasen Einhalt zu gebieten), das Theatererlebnis erhöhen würde. Und wenn im speziellen Fall wir 3 Personen das Doppelte berappen müssen als in Dresden, dann fühle ich mich etwas über den Tisch gezogen (in Dresden erhalten wir für mich und die Begleitperson jeweils 50 % Ermäßigung). Leider war hier nichts mit Ermäßigung, obwohl ich mir sogar meinen eigenen Stuhl mitgebracht hatte!?!
Freitag steht Ausruhen an, denn Samstagabend zwitschern wir mit Markus in den Bürgersaal des Rathauses, um das Weihnachtskonzert des Stadtchores Zittau mitzuerleben. Ein wunderbares Erlebnis und mancher vor und auf der Bühne staunt nicht schlecht als ich am Schluss einige Worte des Dankes durchs Mikrofon krächze. Ich bin selbst stolz auf mich, dass es hörbar geklappt hat.
Sonntag ganz gemach..., damit Montag Energie für das nächste Highlight vorhanden ist.