MÄRZ 2015


Ob es die Wahrheit ist, dass du schon 80 bist?
Fit im Kopf, im Herzen jung, bist du stets noch gut in Schwung!
(Dein Eheweib)


1. März: 
An einem Sonntag in Eichgraben, 
gibt's was zu feiern in Eichgraben. 
Da singen 20 Choristen im Haus 
und Wolfgang hält's auf dem Sofa vor Freude kaum aus..
(frei nach Mireille Mathieu)

Ja, so ein runder Geburtstag ist voller Überraschungen und wunderschön! Ein langersehnter Tag gemeinsam mit der gesamten Familie, aus Dresden unsere "Großfamilie" Andreas mit Corina, Luis, Moritz, Nele und aus Mainz Rüdiger. Die 1. Überraschung war, dass Gratulanten schon kamen, bevor wir gefrühstückt hatten und somit unser Zeitplan gleich mal ins wanken geriet. Half nichts, dass Geburtstagskind musste durch und auf leeren Magen mit Sekt anstoßen. Markus setzte mich derweil in den Rollstuhl und punkt 10 Uhr standen fast gleichzeitig Rüdiger, der 3.30 Uhr in Mainz losgefahren war, und die Dresdner in der Tür. Das "Familien-Sextett" sang für den Papa bzw. Opa "Wie schön, dass du geboren bist..." Moritz zeigte dabei sein musikalisches Talent (Rhythmus wurde ihm in die Wiege gelegt), wogegen Luis sich hinter Andreas vor Scham verkroch (genau wie sein Vater im Vorschulalter, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!). Kurz darauf verschlug  Überraschung Nr. 2 unserem Jubilar kurz die Sprache. 20 Sängerinnen und Sänger vom Stadtchor hatten sich in der Stube aufgereiht und gaben ein kleines Geburtstagskonzert. War das schön und ich konnte im Rollstuhl dabei sein {#emotions_dlg.smile}. Nachmittags saßen meine 3 Männer bei mir am Bett und wir haben wie in alten Zeiten geplaudert und rum geblödelt. Das tat so gut! Diese Möglichkeit gibt's leider nur sehr selten. Beispielsweise wird Rüdiger Ostern nicht hier sein können, weil er Vorstellungen hat. Das ist nur eine reine Feststellung, denn ich habe keinen Grund zum jammern. Im Gegenteil, ich (und auch Wolfgang) erfreue mich an den beruflichen Erfolgen unserer Söhne einschließlich Schwiegertochter sowie am Wachsen und Gedeihen unserer 3 Enkel. Zum Abendessen hatte Wolfgang unsere Familie, mein Pflegeteam und unsere engsten Freunde ins Wirtshaus "Zur Weinau" eingeladen. Bis auf 2 Pflegerinnen waren alle der Einladung gefolgt und ich konnte dank Skypen live von meinem Bett aus dabei sein. Bevor es ans Schlemmen ging, traf Überraschung Nr. 3 meinen Schatz "hart". Nichts ahnend packte er das Geschenk von Andreas, Rüdiger und mir aus und hielt ein Modell der Kreuzfahrtschiffes "AIDA" in den Händen. Andreas frotzelte "Da kannst du jetzt statt der Eisenbahnplatte eine Meereslandschaft mit Schiffen anlegen!"  Weit gefehlt, denn schon sangen Rüdiger und Andreas folgendes Schlager (von mir umgetextet) aus den 60er Jahren:

Ein Schiff wird kommen
und diich an Bord aufnehmen
und du weinst Freudentränen, 
weil's dich so glücklich macht.

Ein Schiff wird kommen
und deinen Wunsch erfüllen
und deine Sehnsucht stillen, 
die Träume mancher Nacht.

Es fährt nach Skandinavien,
nach Oslo, Helsinki, Stockholm und noch viel mehr.
AIDA wird dich verwöhnen
mit Essen, Relaxen und alles auf dem Meer.
Zum 80. gibt's eine Reise
mit Rüdi, denn auch er ist mit dabei.
Für eine Woche auf dem Schiffe
mit Dinner, Balkonkabine und allerlei.

So wird der Vater mit dem Sohne im August in Kiel die AIDAluna besteigen und sich 7 Tage verwöhnen lassen. Ich freue mich für die Beiden {#emotions_dlg.smile}
Mein Mann möchte sich für die zahlreichen Glückwünsche und Geschenke recht herzlich bedanken!
Der Monat war gefüllt mit viel Besuch aus unterschiedlichen Anlässen, mit nervenzehrender  Konservation mit dem Präsidium des Sächsischen Chorverbandes bezüglich der Verbandszeitschrift "Unisono" (Ausgang noch immer offen!) und großen und kleinen Überraschungen.
Zunächst erfreuten uns, natürlich besonders Wolfgang nachträgliche Geburtstagsgäste, so 2 Sängesbrüder aus dem Oybiner Mönchschor, meine ehemalige Pflegeteamchefin Cindy sowie meine beiden Arbeitskolleginnen Birgit und Petra. Martina D., meine Klassenkameradin, wurde zum Überraschungsgast für Sophie, meine geschwängerte Pflegekraft. Beide kennen sich sehr gut, sodass das Staunen über ein Zusammentreffen im Hause Hauffe groß war. Unsere treue Seele  Susanne vom Chor fand sich ein und eine Studentin aus Leipzig, die in Jena Gesundheitsmanagement studiert, kam, um mich zum Thema "Palliativmaßnahmen bei ALS" zu interviewen. Im Grunde genommen ging es um "Wie bereite ich mich auf den Tod vor?" Na, da war sie ja bei mir gerade richtig ;-) Ich liebe das Leben und setze dazu meine Gedanken ein !!! Der Tod kommt eh irgendwann, da ich aber 100 werden will, verschwende ich kaum Zeit  mit Gevatter Tod. Gemeinsam mit Herrn R. von Augensteuerungssysteme suchte mich eine Mitarbeiterin der Uniklinik Dresden auf. Sie stellte mir z.B. die Frage "Haben sie zeitweise geistige Aussetzer?" Meine Antwort "Ich habe ALS und nicht Alzheimer!" Bin mir nicht sicher, ob sie das witzig fand! Bei den Fragen handelt es sich um ein Forschungsprojekt zwischen der Firma Interactive Minds GmbH Dresden und der Arbeitsgruppe für Motoneuronerkrankungen des Uniklinikums Dresden zur Ermittlung des Einflusses augengesteuerter Sprachcomputer auf die Mobilität bzw. Lebensqualität von ALS-Patienten. Ich durfte alle Fragen per PC beantworten. Eigens dafür und zur Erprobung hatte Herr R. ein eigenes Computersystem mitgebracht, das ich bediente. Das Neue daran war, dass der augengesteuerte Monitor aus einem Tablet, welches Hewlett Packet Ende 2014 geliefert hat, bestand. In Sisifusarbeit hatte Herr R. das Tablet mit Augensteuerungskamera, Halterungen u.a. ausgestattet, sodass ich es prima meinen Augen bedienen konnte. Andreas lästerte " Das Tablet solltest du besser mit der Nase bedienen!" Perspektivisch sehe ich den Anbau eines augengesteuerten Tablets am Rollstuhl als realistisch an, zumal das Tablet mit Akku läuft. 
2 neue Pflegekräfte haben sich bei mir bzw. uns vorgestellt. Eine wird am 1. April mit Einarbeitung beginnen. Na hoffen wir mal, dass es kein Aprilscherz wird! 
Flecki hat auf ihre Weise meinem Team Verstärkung verschafft! Heimlich, still und leise, wenn es des Nachtens ganz ruhig ist, raschelt und knistert es im Zimmer der Pfleger, zeigt sich mal zwischen Ordner, aus Kartons oder krabbelt am Bein hoch... ja - ein Maus, eine Brandmaus (Katzen fressen diese Art nicht)!Die kleine Kollegin schien sich sehr wohl zu fühlen und jegliche Versuche, sie mit Speck oder Käse anzulocken scheiterten. Doch Madlens Schokokekse wurden ihr zunächst zum Verhängnis. Wie heißt es so treffend "Nimm nichts Süßes von Fremden!" - Schwups, landete sie samt Schokokeksen in einem Karton und Madlen beförderte alles bei Nacht und Nebel nach draußen... Unsere Katze immer in Sichtweite dabei. "Nein, so geht das nicht, mag sie woh gedacht haben, schnappte sich die Maus und schaffte sie geschwind wieder ins Arbeitszimmer!!! Aber die Rettung war von kurzer Dauer. In der nächsten Nacht hatte Elias, der "Mäusekiller" Dienst. Ihn nervte das dreiste Mäuslein derart, dass er sie mit dem Löffel erschlug. Das Prozedere konnte ich mir bei seinem Erzählen so richtig bildlich vorstellen {#emotions_dlg.laughing}
Am letzten Tag des 1. Quartals werde ich "reingewaschen". Madlen mit Ergo Astrid duschen mich - genial! Es klappt gut und wir planen, künftig einmal monatlich zu duschen. Jetzt lag ein Dreivierteljahr dazwischen. Ich hoffe, dass mein Befinden stabil bleibt und ich die Kondition von 1- 2 h im Rollstuhl erhalten kann.